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04.09.2023

Wilhelmsburger Dilemma: Waldrodung versus Wohnungsbau

Wie kann die wachsende Stadt Hamburg bei zunehmendem Bedarf an Wohnraum ihre Klimaschutzziele erreichen? Nicht, in dem sie mitten in der Stadt acht Hektar "Wilden Wald" am Ernst-August-Kanal rodet und damit wertvolle "Klimaretter" und "Artenschützer" vernichtet : 60 Jahre alte Bäume. Der NABU sieht darin eine doppelte Klimaschädigung.

Die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, der der NABU angehört, reicht heute im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme zum B-Plan Entwurf Wilhelmsburg 102 ein. Der Bebauungsplan sieht die Rodung von über acht Hektar geschützter Waldflächen am Ernst-August-Kanal vor. Der seit der Sturmflut 1962 aufgewachsene Wald bietet im dicht besiedelten Reiherstiegviertel einen unersetzbaren Rückzugsort für Mensch und Natur. Der NABU Hamburg lehnt die mit der geplanten Bebauung einhergehende Waldrodung ab.

„In Zeiten von Klimakrise und Biodiversitätsschwund ist es generell unverantwortlich und unzeitgemäß, Wälder als Kohlenstoffsenken und vielfältige Lebensräume zu Gunsten von Wohnungsbau- oder Infrastrukturvorhaben in Anspruch zu nehmen. Die rot-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass bis 2025 in jedem Bezirk mindestens eine neue Waldfläche entstehen soll, findet dafür aber nirgendwo geeignete Flächen. In Wilhelmsburg sollen jetzt gleich acht Hektar gerodet werden. Das ist vollkommen absurd und hat wenig mit umsichtiger und nachhaltiger Stadtentwicklungspolitik zu tun“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Im Sinne des Klimaschutzes ist das Vorhaben gleich doppelt schädlich: Während die vielen Bäume für die Kompensation von CO2 wegfallen, ist der Bau von Wohnungen durch die sogenannte „graue Energie“ gleichzeitig sehr emissionsintensiv. Graue Energie beschreibt die Energiemenge, die für die Gewinnung, den Transport und die Verarbeitung von Rohstoffen notwendig ist. Sie ist die in Gebäuden gebündelte Energie, die für den Bau, die Herstellung und den Transport aufgewendet wurde und wird gegenwärtig noch nicht in die Klimabilanz der Hansestadt eingerechnet.

„In einem stark verdichteten Stadtteil wie Wilhelmsburg braucht es natürliche Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen. Das Waldstück ist die letzte naturnahe Fläche im Wilhelmsburger Norden. Ein natürlich aufgewachsener Wald ist zudem, ganz anders als eine Parkanlage oder Straßenbegleitgrün, ein wichtiger Lernort für Kinder, die in einem stark überformten und verdichteten Stadtteil sonst kaum Möglichkeiten haben, mit Natur in Berührung zu kommen“, sagt Frederik Schawaller, aus dem Leitungsteam der ehrenamtlichen NABU-Gruppe Süd.

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