Zusammen mit Klimaforscher Prof. Latif, lokalen Umwelt- und Klimaschulen und weit über 100 Gästen feierten HARBURG21, der Bezirk Harburg und das LI Hamburg am 4. Juni 2012 im Harburger Rathaus den 20. Geburtstag der Agenda 21. Thema der Auftakt-Veranstaltung der Harburger Aktionstage RIOplus20 war der „Klimaschutz in Harburg“.
Der große Saal im Harburger Rathaus war bei der Abendveranstaltung „Klimaschutz in Harburg“ am 4. Juni um 19.00 Uhr bis auf den letzten Platz besetzt. Nach der Begrüßung durch Bezirksamtsleiter Thomas Völsch als Schirmherr der Veranstaltung wurde es erst einmal musikalisch bunt: Bei Gitarrenklängen ihrer Lehrerin Iris Brückner sangen Siebenjährige der Grundschule Rönneburg das Lied „Die Erde ist bunt“ und zeigten spielerisch, dass alles miteinander verbunden ist und wir Menschen zum Kreislauf der Natur gehören.
Dass die Erde schützenswert ist, war auch die Botschaft der SchülerInnen der Grundschule Scheeßeler Kehre. Die Kleinen präsentierten mit Hilfe von Ilena Schulz, Lehramtskandidatin der Universität Hamburg, den sogenannten RUK-Tag vom 1. März dieses Jahres. An diesem Ressourcen-, Umwelt- und Klimaschutztag beschäftigten sich alle Schüler/innen und Lehrer/innen klassenübergreifend mit den Themen Klima, Wasser, Energie und Müll. Schöpfer des RUK-Begriffes ist Michael Schulz, der an der Staatlichen Handelsschule mit Wirtschafts-Gymnasium (H10) lehrt. Hier hatte am 9. September 2011 erstmals ein RUK-Tag unter Beteiligung der gesamten Schulgemeinschaft und Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und dem Stadtteil stattgefunden. "Ziel ist es, dass ein klimabildungs- beziehungsweise bildungsklima-RUcK durch alle Schulen geht", so Schulz.
„Wir sind am Anfang der Klima-Erwärmung“, warnte Prof. Dr. Mojib Latif, renommierter Klima-Forscher vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum Kiel, bei seinem Vortrag zum Klimawandel. Dabei nannte er die Ursache des Klimaproblems beim Namen: die fossilen Energien und unser Umgang damit. Der Meeresspiegel steige seit 1870 kontinuierlich an. Obwohl die CO2-Emissionen seit 1990 weltweit um 46 Prozent angestiegen seien, gebe es bei der Klimathematik trotz gegenteiliger Beteuerungen politisch keinen Durchbruch.
„Wir benutzen die Atmosphäre als Mülltonne und das hat Folgen“, so der Klimaforscher. Diese Erkenntnis sei nicht neu. Wir wüssten alle um die Gefahr, zögen aber keine Lehren aus unseren Erkenntnissen. Im Gegenteil: „Die Menschen führen momentan ein großangelegtes geophysikalisches Experiment aus“ , zitierte er den US-amerikanischen Klimatologen und Ozeanographen Roger Revelle aus dem Jahr 1957. „Es gibt so etwas wie ein Vorsorgeprinzip, und das sollte uns lenken. Wir dürfen unseren Planeten nicht in dieser Art belasten“, benannte Latif die nüchternen Fakten. Er beendete seinen lebendigen und informativen Vortrag mit den Worten: „Wenn das Klima eine Bank wäre, hätte man es schon längst gerettet.“
Nach einer anregenden Diskussionsrunde stellte Regina Marek (bis Juli 2012 beim Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung) das Hamburger Projekt "Klimaschutz an Schulen" vor und befragte anwesende Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen an die Sturmflut 1962. "Es war furchtbar, und ich hoffe, dass das nie wieder passiert", berichtete eine ältere Zuschauerin. Ein anderer Zuschauer schilderte, wie er mit seinem Arbeitskollegen nach Schichtschluss von der Wilhelmsburger Reichstraße nach Harburg geschwommen ist. "Schrecklich, aber wir haben es überlebt."
Dann waren die Schüler/innen der H10 an der Reihe. Sie appellierten per Sketch und Klima-Show an alle, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen, ließen ihren eigenen RUK-Tag Revue passieren und präsentierten die laufenden und zukünftigen Aktivitäten ihrer Klimaschule wie den energy-ball zur Gewinnung von Windenergie. Dabei betonten sie, dass sie ihre eigenen Klimaschutz-Ziele erreichen wollen und auch werden.
Der Abend endete mit der Präsentation des Harburger Klimaportals, das HARBURG21, die Lokale Agenda 21, dank der Förderung durch den Bezirk Harburg und der Leitstelle Klimaschutz der BSU zur Zeit auf die Beine stellt. „Das Klimaportal ist eine dreisprachige Informations-, Kommunikations- und Vernetzungsplattform im Raum Harburg (Deutsch, Englisch, Türkisch) und richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger, die sich im Bereich Klima, Umwelt und nachhaltige Entwicklung engagieren wollen“, so Gisela Baudy, freie Online-Redakteurin, bei ihrem Vortrag. Ehrengäste waren Bernhard Hellriegel, ehemaliger Bezirksamtsleiter und Schirmherr von HARBURG21, und Rolf Buhs, ehemaliger Vorsitzender des Stadtplanungs-Ausschusses. Beide waren neben Moderator Jürgen Marek (Schulen21, ehemaliger Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums Harburg) und den ebenfalls anwesenden Lenkungsgruppen-Mitgliedern Frank Wiesner (Arbeitsgruppe Verkehr21, MdHB) und Rolf de Vries (Förderverein HARBURG21, ehemaliger Leiter des ZEWU) Mitgründer und maßgebliche Mitgestalter der Lokalen Agenda 21.
Die Initiative Neugraben fairändern und der Weltladen Harburg boten vor und nach den Vorträgen biofaire Köstlichkeiten an. Die Veranstaltung, die gegen 21.00 Uhr endete, war ein voller Erfolg. Wer wollte, konnte die Botschaft hören: Unsere Erde ist ein empfindliches System. Es kann leicht zerbrechen, wenn wir es nicht gemeinsam schützen. Angesichts des Klimawandels ist nicht mehr viel Zeit. Lassen wir es gemeinsam angehen.
Zum Hintergrund:
Zum Veranstaltungsabend hatten HARBURG21, der Bezirk Harburg und das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI Hamburg) eingeladen. Mit ihm beginnen die Harburger Aktionstage RIOplus20 mit Veranstaltungen in Harburg und Neugraben vom 4. bis 10. Juni. Informationen zum Hintergrund der Veranstaltung und zu Agenda 21 als entwicklungs- und umweltpolitisches Rahmenprogramm für das 21. Jahrhundert finden sich hier.
cb 10.06.2012