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01.05.2019

Plastikmüll ist nicht gleich Müll

Plastik-Recycling und -Upcycling zum Anfassen und Begreifen.

Am 30. März 2019 nahmen sehr engagierte Schülerinnen und Schüler am Recycling-Wettbewerb "Hamburg sortiert" teil. Eingeladen hatten die Studierenden-AG Precious Plastic Hamburg (PPHH) der Technischen Universität Hamburg (TUHH) mit verschiedenen Kooperations-Partnern – auch HARBURG21 war dabei. Ort des Geschehens war das Foyer des Audimax I (Gebäude H) auf dem TU-Gelände und der Platz davor. Hintergrund waren die diesjährigen Aktionswochen „Hamburg räumt auf“.

Es ist ein Frühlingstag, wie er im Bilderbuch steht: Sonne satt lässt das Thermometer im Laufe des Vormittags auf 17 Grad Celsius ansteigen. Die ersten Sortierer*innen sind um kurz nach zehn Uhr vor Ort und füllen ihre Teilnahmekarten aus. Dann stülpen sich Kalina (9) und Zora (7) zitronengelbe Gummihandschuhe über und beginnen an der Sortierstation mit der ersten Aufgabe: Aus einem großen Müllsack regnet es leere Joghurtbecher, PET-Flaschen, Eiscrremedosen und vieles mehr auf die olivgrüne wasserdichte Plane. Nach eingehender Inspektion und gelegentlichem Gegencheck an der Informationstafel mit der Verpackungsampel der Stadtreinigung Hamburg (SRH) fliegen die ersten Verpackungen in die bereitgestellten Sortierbehälter.

Bald kommt Leo (8) im Rolli dazu, läßt sich sein weißes Gipsbein mit Botschaften, Zeichnungen und Namenszügen verschönern  und  beobachtet das bunte Treiben. "Da vorn, die grüne Shampoo-Flasche, die muss in die gelbe Box", dirigiert er die fleißigen „Mülltaucher*innen“. Inzwischen greifen viele Gummihandschuhe beherzt zu, drehen und wenden ihren Fang und werfen ihn entweder in die rote, gelbe, grüne oder gar schwarze Box (für Restmüll). In der blauen Box landete fast nichts, denn die war für Papier und Pappe.

Bei der zweiten Station warten im "Labor" ein Informationsvideo zu Plastikmüll auf die jungen Recyclist*innen sowie eine Präsentation, wie verschiedene Plastiksorten voneinander getrennt werden können. Denn beim Recycling geht es um Sortenreinheit. „Die angenehmste Form“, erklärt Benjamin Sandvoß (PPHH) und deutet auf die vor ihm stehende Wanne mit Wasser und Kunststoffteilchen darin, „ist diese hier mit Salzwasser. Seht ihr, manche Kunststoffe schwimmen oben, die anderen sinken ab.“

An Station 3  brüten die kleinen Müllsortierer*innen an einem Tisch über einem Verpackungsquiz und malen auf den Fragebögen rote, gelbe, grüne, blaue oder gar schwarze Punkte auf. „Sie dürfen gerne im Verpackungsguide spicken“, kommentiert Dr. Evelina Dineva (PPHH) das eifrige Blättern im der DINA6-Heftchen der SRH. „Wir wollen hier nicht bewerten wie in der Schule. Die Kids sollen nicht frustriert werden, sondern mit Spaß etwas lernen. Dann bleibt auch mehr hängen.“ Bei einer weiteren Aufgabe an diesem Tisch geht es darum, wie die Jungforscher*innen in ihrem Alltag Plastikverpackungen vermeiden können.

Als nächstes steht der Kreativtisch bereit. Hier geht es um die Frage, was Praktisches und/oder Schönes aus den Kunststoffabfällen hergestellt werden kann und wie es wohl aussehen könnte.

Wie wär’s mit einer Vase, einem Becher, einem Stempel, Tortenhalter oder auch einer Kuchenform? "Vielleicht braucht die noch eine Beschichtung von innen“, gibt Mario Canevarollo (PPHH) zu bedenken. „Weiß nicht." Die junge Produkt-Designerin zuckt die Achseln. "Dann vielleicht einen Ofen oder so etwas daraus machen“, meint sie dann nach kurzer Überlegung.

Draußen, an der letzten Station vor dem Gebäude, erklären John Kuypers (PPHH) und Florian Lehmkuhl (PPHH) den kleinen und großen Besucher*innen geduldig den mit rot-weiß gestreiftem Tape abgesperrten Maschinenpark für die Weiterverarbeitung von Plastikmüll. Die in Dreiecks-Formation aufgebauten Geräte hat die PPHH-Initiative an der TUHH selbst gebaut.

„Zunächst einmal zerkleinern wir das Plastik in diesem „Shredder“. Die Plastik-Flocken werden dann im Schmelztiegel, den nennen wir Injection, verflüssigt, um sie zu einer Art Brei zu verdichten. Und dieser Mikrowellen-Verschnitt hier heißt Compression. Bei 400 Grad Celsius wird die Plastikmasse zu flachen Bögen gepresst. Und daraus können wir dann zum Beispiel kleine Trommeln für Kinder herstellen.

Während die Erwachsenen über finanzielle Anreizsysteme für die Bevölkerung zum Recyceln von Kunststoff-Verpackung und anderen ausgebrauchten Plastikgegenständen diskutieren - um den Nachschub zu sichern - , gehen die Kleinen wieder ins Gebäude, zu dem Tisch mit den Gewinnen und legen ihren Laufzettel mit den fünf Stationsstempeln vor. Denn bei jeder durchlaufenen Station gab es einen Stempel, und jetzt dürfen sich die jungen Teilnehmer*innen etwas aussuchen, zum Beispiel ein Umwelt-Puzzle oder bunte Holzbauklötze, ungewöhnlich geschnitzte Holzlatschen, ein Klima-Quartett oder einen Hamburg-Quiz oder "grüne" Kinder-Lektüre.

Schauen Sie auch gerne hier mal rein:
>> http://precious-plastic-hamburg.de/.
>> https://www.facebook.com/PreciousPlasticHamburg/.
>> https://www.instagram.com/preciousplastichamburg/.

Text: Chris Baudy
Fotos: Gisela Baudy

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