Am Vormittag des 25. Juli lud die Initiative Neugraben fairändern die Öffentlichkeit in die Neugrabener Markpassage zum aktiven Austausch über gesamtgesellschaftliche wie persönliche Möglichkeiten und Grenzen der Armutsbeseitigung weltweit ein.
Mit großem Erfolg. Angelockt durch Trommelwirbel, Metaplan-Wände und Stehtische hielten 200 Interessierte inne und kamen - mit Alltagsmasken - zum Infostand vor Kaufland, schrieben an Bistrotischen ihre Gedanken und Vorschläge zum Thema und globale Gerechtigkeit auf und diskutierten, natürlich mit genügendem räumlichen Abstand, eingehend mit dem ehrenamtlichen Team der Initiative.
Termin und Ort ergaben sich direkt aus einer Kunstaktion, die von langer Hand geplant worden war: Seit dem 17. Juli 2020 prangt eine riesige Wandbildplane des Hamburger Wandbildmalers Eckart Keller an der Fassade von Kaufland: Zwei dubiose Anzugträger stehen im Vordergrund vor einem großen, ausgetrocknetem Feld, die Hüte tief ins Gesicht gezogen mit Sprechblase „Armut beseitigen? Wir machen das schon.“ Hinter ihnen nimmt eine Planierraupe Kurs auf das letzte grüne beziehungsweise fruchtbare Areal. Der Text am unteren Rand verrät; dass es um die Darstellung des ersten UN-Nachhaltigkeitsziel Nr 1 geht: Armut in jeder Form und überall beenden. Das kleine blaue Schild rechts neben dem Wandbild gibt ergänzende Informationen.
Auch wenn Bilder tausend Worte sprechen können: Sichtbar machen ist das eine, mit Leben füllen das andere. Und hier setzte die Mitmachaktion der Initiative Neugraben fairändern ein, denn die ehrenamtlichen Mitstreiter*innen begnügen sich generell nicht damit, die Öffentlichkeit für das Thema Armut vor der Haustüre und im Globalen Süden zu sensibilisieren. Sie möchten die Menschen auch zur Reflexion ihres eigenen Tuns und zum Ausloten ihrer individuellen wie gemeinschaftlichen Handlungsoptionen animieren.
Die Riesenplane wird sechs Monate lang öffentlich ausgestellt bleiben. Kaufland stellt die Fläche kostenfrei zur Verfügung. Danach könnten weitere Wandbilder zu globalen Themen der Agenda 2030 folgen – die Verhandlungen laufen noch. Die Aktion wurde ermöglicht durch den Stadtteilbeirat Neugraben mit RISE-Mitteln (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung).
Zum gesellschaftspolitischen Hintergrund:
2015 haben die Vereinten Nationen (VN, UN) die sogenannte Agenda 2030 verabschiedet und 17 Globale Nachhaltigkeitsziele (mit 169 Unterzielen) spezifiziert. Sie sollen bis 2030 erreicht werden und für eine zukunftsgerechte Entwicklung sorgen. Aktive aus allen gesellschaftlichen Bereichen sind gefragt, ihre Ideen einzubringen und Maßnahmen für die notwendigen Transformationsprozesse zu ergreifen.
Die seit 2017 laufende Kampagne „Globale Ziele – lokal gestalten“ des Projektes globalgoals.hamburg möchte mit Kunstinstallationen und Urban Art Projekten (Wandgemälde etc.) die globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals SDGs) sichtbar machen, ins öffentliche Bewusstsein tragen, ein Nachdenken über globale Zusammenhänge ermöglichen und zur aktiven Gestaltung zukunftsgerechter Prozesse motivieren. Bislang gibt es Wandbilder zu den SDGs Nr 1 (Armut beseitigen), das derzeit in Hamburg-Neugraben hängt, Nr. 5 (Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern), Nr. 6 (Trinkwasserversorgung und sanitäre Anlagen) sowie Nr. 13 (Klimaschutz). Sie hingen beziehungsweise das letzte hängt im Hamburger Karolinenviertel (Neuer Kamp 32) zusammen mit dem Banner: „Es gibt keinen Grund und keine Entschuldigung dafür, nicht Teil einer Lösung zu sein - There is no excuse for not being part of a solution!" (Vanessa Nakate, Mitbegründerin von Fridays for Future in Uganda).
Text: Chris Baudy
Bildungspartner für Nachhaltigkeit
Fotos: Chris Baudy (1), Gisela Baudy (2)
Lektüre-TIPPS:
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