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06.07.2013

Lokale Agenda 21 unter sich - 47. Ratstreffen

Am 13. Juni 2013 gaben sich vier aktive lokale Agenda 21-Initiativen der Metropolregion Hamburg beim 47. Ratstreffen des Zukunftsrats Hamburg ein Stelldichein. Ausführlich und länger als geplant präsentierten sie eine bunte Mischung bewusstseinsbildender und konkreter (Bau-) Maßnahmen und stellten sich den Fragen der Besucherinnen und Besucher. Unter dem Motto "Nachhaltigkeit vor Ort - Lokale Agenda 21-Initiativen" hatte der Zukunftsrat die Agenda 21-Gruppen eingeladen, ihre Aktivitäten und Erfahrungen, Erfolge und Aussichten, den personellen und finanziellen Unterbau der Initiativen sowie die Möglichkeiten vorzustellen, sich als Bürger aktiv in den lokalen Agenda 21-Prozess einzubringen. Moderator war Dr. Jochen Menzel.

Siegfried Stockhecke, "Stadtteilpädagoge für Volksdorf", wie er sich selbst nennt, zeigte zum Auftakt der Veranstaltung einen interssanten Film von Susan Mathey, der zum 30sten Jubiläum seines VOLKSMARTes 2012 entstanden war. Dieser nachhaltig geführte "Familienflohmarkt in den vier Jahreszeiten" hat längst Kultstatus erlangt und erreicht ganz Volksdorf. "Das sind etwa 20.000 Einwohner/innen, also eine klar umrissene, überschaubare Zielgruppe", erklärte Stockhecke. Zu den weiteren Agenda21-Aktionen gehört seit 1998 die Zukunftsmeile im Volksdorfer Ortskern "Weiße Rose" mit Veranstaltungen lokaler Initiativen und Parteien zu Umwelt und sozialen Fragen sowie zu kulturellen und künstlerischen Aktionen. 2003 kamen die Volksdorfer Kulturtage zur Nachhaltigkeit "Rio +" hinzu. Seit einigen Jahren laufen im Rahmen der "Dokufilmfront" Filmvorführungen mit Diskussionen zu umwelt- und sozialkritischen Themen. Kooperationspartner ist hier das örtliche Koralle-Kino. Regelmäßige Buch-Vorstellungen und Lokalbeiträge zum Thema "Nachhaltigkeit" in der Walddörfer Umweltzeitung (WUZ) sowie Beteiligung an der Mahnwache zu Atomkraft/Energiewende/Nachhaltigkeit vor Ort (AEN) runden das Aktionsspektrum ab.

Nach dem volksnahen und unermüdlichen "Waldgeist" stellte Dr. Chris Baudy, freier Mitarbeiter von HARBURG21, die 1996 ins Leben gerufene Lokale Agenda 21-Initiative vor. "HARBURG21, das NachhaltigkeitsNetzwerk im Raum Harburg, versteht sich heute hauptsächlich als eine lokale Informations- und Vernetzungszentrale in Sachen Nachhaltigkeit", leitete Baudy seinen Vortrag ein. Die Initiative informiert die Öffentlichkeit zu Umwelt- und Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung, kommuniziert entsprechende Ideen und Projekte im Raum Harburg und vernetzt Akteure, die sich für eine klima- und umweltfreundliche, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragfähige Entwicklung vor Ort engagieren. Hauptinstrument ist das vielbeachtete Harburger Klimaportal mit über 9.000 Besuchern und über 81.000 Seitenaufrufen im Monat. Neben der dreisprachigen Informations- und Bildungsplattform gibt es regelmäßig (Gemeinschafts-) Veranstaltungen mit Vorträgen, Lesungen, Diskussionen und Bürgerbefragungen. Ferner erarbeitet die Arbeitsgruppe Verkehr21 Vorschläge zur nachhaltigen Mobilität in Harburg; das Netzwerk Schulen21 fördert den Austausch zwischen Harburger Lehrkräften und die Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung in örtlichen Schulen.

"Wir sind eine sehr kleine, aktive, älter werdende Gruppe, die in den vergangenen Jahren sehr viel vor Ort bewegt hat", eröffnete Burkhard Allwardt von der Kommunalen Agenda 21 der Samtgemeinde Tostedt e.V. seinen Vortrag. "Wir leiden allerdings zunehmend unter Altersschwäche: Uns fehlt der  Nachwuchs in der aktiven, ehrenamtlichen Arbeit." Die Palette der erfolgreichen Agenda 21-Aktivitäten seit Ende der 90er Jahre umfasst ganz konkrete Maßnahmen wie den Betrieb von drei Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden sowie Energiesparmaßnahmen in Kitas und Schulen ("fifty-fifty"). Hinzu kommen Veranstaltungsreihen wie "Tag der offenen Gartenpforte" und "Kennen Sie Tostedt?" sowie Schülerrundgänge im Ort und Experimentier-Reihen in Kindergärten. Die Freizeiteinrichtung "Badepark", der umfassende Tostedter Veranstaltungskalender To(p)stedt aktuell" sowie die kulturelle Einbindung älterer Mitbürger/innen gehören ebenfalls dazu.

Monika Mura, Mitarbeiterin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), stellte die seit 1999 bestehende "AltonAgenda 21 - Kooperation starker Träger" vor. Die Kooperationspartner sind der Bezirk Altona, Haus Rissen und die SDW. Diese Initiative entwickelte mit aktiver Bürgerbeteiligung für Altona den "Pfad der Nachhaltigkeit", den entsprechende Infotafeln markieren. Dieses Projekt hat die SDW seit 2003 unter ihre Fittiche genommen und in enger Absprache mit den Lokalen Agenda 21-Gruppen auf die Bezirke Harburg und Hamburg-Mitte ausgedehnt. Verschiedene öffentliche Fach-Veranstaltungen im Haus Rissen und Ausstellungen zu nachhaltigen Themen, auch speziell zum Fairen Handel, gehören ebenfalls zum Repertoire der Lokalen Agenda 21 Altona wie auch der alle zwei Jahre von der Bezirksversammlung Altona seit 2004 ausgeschriebene Nachhaltigkeitspreis für unterschiedliche Zielgruppen. "Zur Zeit planen wir die Aufstellung eines "Fairomaten", schloss die Referentin ihren Beitrag ab.

Bei all diesen beeindruckenden Leistungen der Agenda 21-Initiativen blieb es allerdings meist unklar, wie die Gruppen personell aufgestellt sind, wer wie was finanziert und wie hoch der ehrenamtliche Einsatz ist. Vielmehr ließen die Beiträge erkennen, dass die Agenda 21-Arbeit vor Ort ein mühseliges Geschäft ist und ganz schnell auf politische, wirtschaftliche und personelle Grenzen stößt. Allwardt beklagte beispielsweise die fehlende Infrastruktur zur Einspeisung des gesamten Tostedter Sonnenstroms. Baudy wies auf die Problematik einer ausschließlichen Finanzierung der Agenda 21-Arbeit über zeitlich und inhaltlich begrenzte Projektgelder hin. Auch die Motivation der Öffentlichkeit, tiefer in Agenda 21-Themen einzusteigen und sich vor Ort zukunftsfähig zu engagieren, ist zuweilen ein zähes Unterfangen. So blieb auch die Agenda 21-Runde mit rund 20 Besuchern, meist aus den eigenen Reihen, doch sehr unter sich. Ein eindrückliches Beispiel, wie die Agenda 21-Arbeit sogar aktiv behindert werden kann, gab Mura, die die wiederholte mutwillige Zerstörung eines Schildes zum Nachhaltigkeitspfad bedauerte.

Es zeigte sich auch, warum einige Initiativen "immer noch leben" - im Gegensatz zu einer Vielzahl von Agenda 21-Gruppen (bundesweit gesehen), die ihre Arbeit eingestellt haben. Offensichtlich leben Agenda 21-Bewegungen von den Überzeugungstaten einiger weniger, eher nicht so junger Akteurinnen und Akteure. Idealismus, kontinuierliche Netzwerkarbeit und Kommunikation des eigenen Tuns sowie privatwirtschaftliche und/oder öffentliche Förderung sind unerlässliche Zutaten für einen kontinuierlichen Agenda 21-Prozess. Die Frage eines Besuchers nach einem Rezept gegen die Überalterung der Agenda 21-Bewegung hingegen ließ sich in Anbetracht der kurzen Fragezeit nicht erschöpfend diskutieren. Einen Lichtblick gibt es jedoch: Bildung für nachhaltige Entwicklung, die zunehmend in (Hamburger) Kitas und Schulen greift, bringt globales und generationengerechtes Denken und Handeln auf praktische Weise Kindern und Jugendlichen näher.

Download:
HARBURG21 - Lokale Agenda 21 und Nachhaltigkeitsnetzwerk (Powerpoint-Präsentation von Dr. Chris Baudy)

Links:
Agenda 21-Büro Volksdorf/Waldgeist: VOLKSMARKT mit Diashow und Film
Projekte von HARBURG21
Agenda 21 Tostedt
Zukunftsrat Hamburg
Protokoll zum 47. Ratstreffen des Zukunftsrats Hamburg (mit Möglichkeit zum Herunterladen der Vorträge)


18.07.13 cb

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