Wälder wirken sich positiv auf den Naturhaushalt und die Biodiversität in der Stadt aus und schaffen auch für die Menschen in einer Großstadt wie Hamburg ein lebenswertes Umfeld. Dies gilt besonders für spontane und urbane Wälder oder waldartige Strukturen im innerstädtischen Bereich. Dabei ist eine Verzahnung mit den angrenzenden urbanen Strukturen von besonderer Bedeutung.
Im Folgenden liegt der Fokus auf Spontanwäldern und waldartigen Strukturen, die sich ohne menschliche Eingriffe im städtischen Raum entwickeln konnten. Meist sind es Pionierwälder, die infolge natürlicher Sukzession auf Brachflächen unterschiedlichsten Ursprungs entstanden sind. Ihre Baumartenzusammensetzung unterscheidet sich von Klimax- oder Wirtschaftswäldern. Sie sind gekennzeichnet durch Lichtbaumarten wie Birken, Weiden, Pappeln und/oder Erlen und im mittleren Bestandsalter durch einen strukturreichen Unterstand aus einer Vielzahl an Sträuchern. Infolge ihrer natürlichen Entwicklung sind sie sehr gut an den Standort angepasst und bestehen aus einer klimaangepassten Pflanzengesellschaft.
Die hier angesprochenen Wälder und waldartigen Strukturen sind kleinräumig und stocken zwischen Autobahnen und Bahndämmen, Wohnsiedlungen oder auf Industriebrachen. Ein typisches Beispiel eines solchen Waldes der durch Wohnbebauung bedrohte „Wilde Wald“ in Wilhelmsburg mit einer Größe von rund neun Hektar (B-Plan Wilhelmsburg 102). Solche Wälder sind in Hamburg selten geworden und werden kurz- bis mittelfristig in der wachsenden Stadt verschwinden, wenn ihre Bedeutung bei Entscheidungsträgern nicht deutlich hervorgehoben wird. Die folgenden Argumente für den Erhalt und die Förderung werden stichwortartig formuliert:
Der Erhalt und die flächenmäßige Zunahme von Stadtgrün und urbanen Wäldern dient der Stärkung der Resilienz der Städte im Zuge des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums. Diese „Naturbasierten Lösungen“ haben gleichzeitig positive Nebeneffekte für die Biodiversität und den Naturhaushalt. Es ist zu vermuten, dass der aktuelle Koalitionsvertrag aus diesen Gründen die Mehrung von einem Hektar Wald pro Bezirk bis 2025 vorsieht. Generell ist es kontraproduktiv, Wälder oder waldähnliche Strukturen erst zu zerstören, um anschließend teure technische Lösungen zu implementieren.
Am Beispiel des Bebauungsplans Wilhelmsburg 102 mit der Rodung eines 8 Hektar großen Waldes wird deutlich, dass die Dringlichkeit der Resilienz noch immer nicht erkannt wird und der Hamburger Senat damit seine umweltpolitischen Ziele konterkariert. Weitere Verluste von 7 Hektar Gehölz Bestand im Bezirk Mitte werden durch den Ausbau der Autobahn 1 nördlich Stillhorn fällig. Mit diesen zwei Vorhaben allein wird jeweils schon so viel oder mehr Wald zerstört als im Koalitionsvertrag insgesamt an Neuanpflanzung vorgesehen ist.
In Zeiten von Klimawandel und Biodiversitätsschwund fordert der Naturschutzrat Hamburg daher, Wilde Wälder und waldähnliche Strukturen in Hamburg zu identifizieren und auf Dauer zu erhalten.
Der Naturschutzrat Hamburg
Der Naturschutzrat ist ein im Hamburger Naturschutzgesetz verankertes unabhängiges Gremium von Expert*innen, das die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege in der Öffentlichkeit fördern und die zuständigen Behörden der Hansestadt in diesen Fragen beraten soll. www.naturschutzrat-hamburg.de
gb
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