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28.09.2015

Leben im Giftnebel

Eine neue Publikation von PAN Germany (Pestizid-Aktions-Netzwerk) dokumentiert über 50 Fälle von Pestizid-Abdrift.

Werden Pestizide gespritzt, kommt es fast immer zur Abdrift von feinem Sprühnebel auf Nachbarflächen und zuweilen zu erheblichen Schäden. PAN Germany hat über 50 Fälle von Pestizid-Abdrift dokumentiert und in der heute veröffentlichten Publikation „Leben im Giftnebel – Betroffene berichten von Pestizid-Abdrift“ (1) zusammengetragen. Die Dokumentation zeigt, wie weit verbreitet gesundheitliche, wirtschaftliche und ökologische Schäden durch Pestizid-Abdrift sind und wirft unbequeme Fragen nach der Verantwortung der zuständigen Behörden auf.

"Die Pestizid-Zulassung soll gewährleisten, dass bei sogenannter ordnungsgemäßer Verwendung der Pestizide keine sofortigen oder verzögerten schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen oder von Tieren entstehen – weder direkt noch indirekt. Die Berichte der Menschen vor Ort, die zum Teil erheblich unter Pestizid-Abdrift leiden, zeigen, dass die Realität im Agrarland Deutschland anders aussieht", so Vanessa Laumann vom Pestizid Aktions-Netzwerk e.V..

Schmerzen beim Atmen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Taubheit, vergiftete Wildtiere oder Haustiere, wie Hund oder Ziege, die nach einem Abdrift-Fall qualvoll sterben, Gemüse aus dem eigenen Garten, das nicht mehr ohne Sorge vor Pestizidrückständen verzehrt werden kann, Spielgeräte von Kindern, eingehüllt in eine Wolke aus Pestiziden – die Meldungen über Pestizid-Abdrift, die bei PAN Germany eingegangen sind, sind vielfältig und erschreckend.

"Abdrift von Pestiziden wird in einem Ausmaß geduldet, das vor dem Hintergrund der beschriebenen Auswirkungen nicht zu verantworten ist. Die Bundesbehörden sind dringend aufgerufen, Auflagen zur Pestizidausbringung in der guten fachlichen Praxis im Pflanzenschutz wie Abstandsauflagen zu verschärfen. Landesbehörden müssen strenger und engmaschiger kontrollieren und die Menschen, die von Abdrift betroffen sind, besser bei der Klärung der Abdrift-Fälle unterstützen", so Vanessa Laumann.

2012 erstellte PAN Germany den „Meldebogen Pestizid-Abdrift“, um Betroffene dabei zu unterstützen, ihren Schaden zu dokumentieren, und um einen Beitrag dazu zu leisten, dass Pestizid-Abdrift von den zuständigen Bundes- und Landesbehörden endlich als Problem erkannt wird. 52 Meldungen aus 11 Bundesländern liegen der Dokumentation zugrunde. In über 70 % der Meldungen gaben die Betroffenen an, wiederholt von Abdrift betroffen zu sein. Besonders viele Meldungen erreichten PAN aus Mecklenburg-Vorpommern. Zu den am häufigsten genannten Pestiziden, die Probleme bereiten, zählten Clomazone und Glyphosat. Doch oft wissen die M e nschen nicht, welche Wirkstoffe ausgebracht wurden. Die Landwirte sind Privatpersonen gegenüber nicht auskunftspflichtig.

Publikationsinformation: PAN Germany 2015: Leben im Giftnebel – Betroffene berichten von Pestizid-Abdrift. Online unter http://www.pan-germany.org/download/pestizid_abdrift_leben_im_giftnebel.pdf.

Susan Haffmans, PAN Germany

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